Ich finde diese Diskussionen als einen Streit um des Kaisers Bart. Aus meiner Sicht müssen sich einfach die Beteiligten einig sein, was sie miteinander tun und wie sie miteinander umgehen, welchen Namen sie dem Ganzen dann geben ist vollkommen irrelevant.
BDSM ist für mich eine Form der Beziehung, die ein hohes Maß an intensiver und offener Kommunikation bedarf. Eine offene und ehrliche Kommunikation! Sonst kann es zu sehr schlimmen Überraschungen kommen, zu enttäuschten Erwartungen, zu Schmerz (auch im körperlichen Sinne), der nicht gewünscht wird. Aber schlimmer sind die seelischen Schmerzen, die so mancher "Möchtegern"-Dom seiner Sklavin schon zugefügt hat, Schmerzen, die tiefe, traurige Spuren in den Herzen der Subs hinterlassen haben.
Aber nun zur eigentlichen Frage: Was ist für mich dominant und devot?
Ich grenze meine Antwort auf diese beiden Begriffe ein, weil im allgemeinen Sprachgebrauch sadistisch und masochistisch immer mit Schmerzen verbunden wird, diese Varianten aber für mich schon immer uninteressant waren. Obwohl bei einer für mich passenden Dominanz, könnte es sein, dass für mich die eine oder andere Neigung zum Masochismus hervorkommen könnte.
Devot sein ist für mich das angenehme Gefühl des vollen Vertrauens zu meiner Herrin. Ich vertraue ihr sich an Grenzen und Tabus zu halten, die wir vorher vereinbart haben. Dadurch kann ich mein Denken abschalten, wenn sie etwas von mir verlangt, weil ich sicher bin, es wird richtig und gut sein. Durch dieses tiefe Vertrauen bin ich dann bereit auch Aufgaben oder Befehle auszuführen, die eigentlich vollkommen uninteressant für mich sind, aber es gibt dieses Gefühl ihr gehorchen zu müssen, eigentlich besser gesagt, gehorchen zu wollen.
Es ist auch ein Teil davon, der Herrin gefallen zu wollen und wenn ich merke mein Verhalten gefällt ihr, dann ist das Befriedigung für mich. Aber die unabdingbare Basis dafür ist das tiefe Vertrauen zu ihr.
Diese Form der Dominanz habe ich noch kaum erlebt, es ist eine sehr subtile Form und hat auch sehr viel mit Wertschätzung zu tun. Und zwar auch eine Wertschätzung der Herrin gegenüber mir, es ist ihr bewusst und sie lässt es mich auch spüren, wie wichtig ich ihr bin, wie wichtig ihr meine Befriedigung ist, damit meine ich nicht nur die sexuelle Befriedigung.
Es ist die Befriedung, die der Devote hat, wenn er dienen kann, es ist das "sich fallenlassen", "loslassen" oder "willenlos" sein. Beide, die Herrin und der Devote werden als ganze Person, besser als Persönlichkeit, mit allen ihren Eigenschaften, Neigungen, Facetten ernst und wahrgenommen.
Devotsein in der schönsten Form ist für mich eine Leere, die gefüllt wird mit Hingabe an die Herrin, ein Aufgehen im Bewusstsein "angekommen" zu sein. Ein Zustand in dem das Wollen keine Bedeutung mehr hat, weil die Herrin alle Entscheidungen trifft und ich als devoter Diener zu tiefst darauf vertrauen kann, es ist richtig und gut für mich.
Das ist alles weit weg von einer plakativen Form von dominant-devot, da ist keine Peitsche, keine Schläge oder Lederoutfit nötig.
Es ist eine tiefes Vertrauen und eine absolute Übereinstimmung des Wollens.
Wenn sich die passenden Personen finden, dann ist eine perfekte Ergänzung der Neigungen. Die Namen, die man dann dafür vergibt, sind vollkommen egal.
Das Ergänzen der Neigungen, in Kombination der gegenseitigen Wertschätzung, aber auch Toleranz gegenüber den Eigenheiten, wo es keine Ergänzung gibt, ist das Optimum einer Beziehung. Egal ob das nun eine SM-Spielbeziehung oder eine Liebesbeziehung ist.
Der Lustgewinn für beide PartnerInnen entsteht - aus meiner Sicht und Definition - erst durch diese Ergänzung der Neigungen und die Wertschätzung und Toleranz.
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